9. CRA-Kongress 2019 in Bielefeld

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Am 21. und 22. März 2019 fand im Assapheum in Bethel unter dem Titel „Sind Süchtige krank?“ der 9. Kongress für gemeindeorientierte Suchttherapie statt. 

Die über 300 TeilnehmerInnen aus der gesamten Bundesrepublik wurden für Ihr Kommen mit strahlendem Sonnenschein und einem interessanten Programm belohnt. Thomas Reuster, Chefarzt der Psychiatrischen Klinik in Görlitz, verstand es, die Geschichte des Suchtbegriffes bis in unsere Zeit anschaulich zu erläutern. Sven Speerforck aus der Uni in Greifswald nahm die Stigmatisierung Suchtkranker zum Ausgangspunkt, um die aktuelle Konzeptionalisierung des Suchtbegriffes infrage zu stellen. Ute Peters schilderte im Interview mit Nina Meseke in einer bewegenden Darstellung ihrer eigenen Suchtgeschichte, wie wichtig es ist, niemals aufzugeben und Leute um sich zu haben, die die Hoffnung nicht aufgeben. Schließlich hat Franjo Grotenhermen, niedergelassener Arzt aus Rüthen und treibende Kraft bei der Legalisierung von Cannabis als Medizin in Deutschland, für einen pragmatischen Umgang mit dieser bislang noch weitgehend illegalisierten Substanz geworben, um die positiven Wirkungen auch denen verfügbar zu machen, die Cannabis als Medizin für psychiatrische Störungen verwenden. 

In den Workshops am Nachmittag wurden in 10 verschiedenen Workshops einzelne Themen weiter vertieft. Der Workshop von Jessica Wagner aus Berlin zum fetalen Alkoholsyndrom musste krankheitsbedingt ausfallen. Am folgenden Freitag eröffnete Rüdiger Holzbach aus Arnsberg mit Unterstützung von Annette Fornalczyk den zweiten Vortragsblock mit dem Thema Medikamentenabhängigkeit.

Gemeinsam machten beide deutlich, wie groß die Verantwortung der verordnenden ÄrztInnen ist. Torsten Passie aus Hannover warb in seinem feurigen Vortrag dafür, den therapeutischen Nutzen von psychotropen Substanzen wie LSD oder XTC offener zu diskutieren und für geeignete Patientengruppen, z.B. für psychotherapeutische Prozesse bei Menschen mit todbringenden Erkrankungen, nutzbar zu machen. Natalia Smilowski, Psychologin aus der LWL Klinik in Dortmund mit russischen Wurzeln, vermittelte dem aufmerksamen Publikum einen Einblick in die russische Seele und machte deutlich, mit welchen Behandlungserfahrungen wir uns in Deutschland vertraut machen müssen, wenn wir mit suchtkranken Menschen aus den postsowjetischen Ländern zu tun bekommen. Martin Reker hat schließlich in seinem Abschlussvortrag dafür geworben, die subjektive Sichtweise der Suchtkranken bei der Behandlungsplanung noch stärker in den Blick zu nehmen, den aktuellen Krankheitsbegriff weniger absolut zu setzen und Lebensbedingungen für suchtkranke Menschen mehr so zu entwickeln, dass ein Leben ohne oder mit weniger Suchtmitteln tatsächlich attraktiver wird als ein Leben im Rausch. 

Die Organisatoren des Kongresses bedanken sich für viele positive Rückmeldungen. Die Themen und ihre ReferentInnen ließen auch bei kontroversen Themen ausreichend Raum, sich eine eigene Meinung zu bilden. Auch das gemeinsame Essen im Restaurant „Glückundseligkeit“ am Vorabend der Tagung und der Gesellschaftsabend in der „Hechelei“ am folgenden Tag gaben Gelegenheit für Diskussionen und eine schöne Zeit miteinander. 

Eine Gelegenheit zum Wiedersehen wäre der 10. Kongress für gemeindeorientierte Suchttherapie am 6. und 7. Mai 2020 am Krankenhaus Königin Elisabeth zu Herzberge in Berlin.

Vorträge 2019

Vortrag: 09.30 Uhr | Thomas Reuter (Görlitz)

»Ideengeschichte der Sucht – früher und heute und immer wieder« 

Der Vortrag identifiziert Alkohol zunächst als kultur-amthropologische Konstante des homo europäiensis. Die ambivalente Einstellung zu ihm in der europäischen Kulturgeschichte wird verdeutlicht.

Im 2.Teil wird auf anthropologisch-phänomenologischer Basis Sucht als Freiheitsverlust interpretiert im Sinne einer Willensstörung.

Aktuelle Therapieansätze und mögliche Entwicklungen werden adressiert.

Dr. med. Thomas Reuster
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Städtisches Klinikum Görlitz 

Girbigsdorfer Straße 1 - 3 
02828 Görlitz 

Tel.: 0 35 81 - 37-0
E-Mail an Thomas Reuster

Präsentation als PDF zum Download

 

Vortrag: 10.15 Uhr | Sven Speerforck (Greifswald) 

»Über das Stigma der Süchtigen oder Warum wir einen neuen Suchtbegriff benötigen« 

Der Vortrag soll zunächst wesentliche Aspekte um das Stigma von 
Suchterkrankungen zusammenfassen, um anschließend Ansprüche an ein 
Krankheitskonzept von Suchtkrankheiten zu entwickeln, das helfen könnten das Stigma für Betroffene zu reduzieren. Abschließend sollen aktuelle Vorschläge und Weiterentwicklungen (z.B. DSM V) unter diesen Aspekten diskutiert werden.

Dr. med. Sven SpeerforckUniversitätsmedizin Greifswald 
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie 

Ellernholzstraße 1-2
17475 Greifswald 

Tel.: 0 38 34 - 86-69 65 
E-Mail an Sven Speerforck

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Vortrag: 11.30 Uhr | Ute Peters & Nina Meseke


Interview: »Was ist Sucht aus Ihrer eigenen Erfahrung: Nina Meseke im Gespräch mit Ute Peters«

Nina Meseke
Dipl.-Psychologin, Psychologische  Psychotherapeutin
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bethel 

Remterweg 69/71
33617 Bielefeld 

E-Mail an Nina Meseke

 

Vortrag: 12.30 Uhr | Franjo Grotenhermen (Rüthen)


»Cannabis und Selbstmedikation: Wenn Patienten zu ihren eigenen Ärzten werden«

Seit 1998 ist reines THC, auch Dronabinol genannt, in Deutschland verschreibungsfähig. Seit 2011 sind darüber hinaus Sativex, ein Cannabisextrakt, der als Mundspray verabreicht wird, und seit 2017 Nabilon, ein Abkömmling des THC mit ähnlicher Wirkung unter dem Präparatenamen Canemes, für bestimmte Indikationen (Spastik bei multipler Sklerose von Erwachsenen, Übelkeit und Erbrechen aufgrund einer Zytostatika-Therapie) arzneimittelrechtlich zugelassen. Zwischen 2007 und 2017 haben etwa 1050 Patienten von der Bundesopiumstelle in Bonn eine Ausnahmeerlaubnis zur Verwendung von Medizinalcannabisblüten aus der Apotheke nach § 3 Abs. 2 BtMG erhalten. 

Bis zur Verschreibungsfähigkeit von Cannabisblüten und der Verpflichtung der Krankenkassen unter bestimmten Voraussetzungen durch die Verabschiedung des Cannabis als Medizin-Gesetzes durch den Deutschen Bundestag im Januar 2017, das am 10. März 2017 in Kraft trat, wurde Cannabis notgedrungen von der weit überwiegenden Zahl deutscher Patienten außerhalb medizinischer Institutionen illegal verwendet, um eine Vielzahl von Leiden selbst zu behandeln. Aufgrund von Schätzungen aus anderen Ländern, in denen Cannabis schon länger verschrieben wird, kann der Anteil der Bevölkerung, der medizinisch von Cannabis profitiert, auf etwa 1-2 % der Bevölkerung geschätzt werden. Das würde für Deutschland 800.000-1.600.000 Patienten entsprechen. 

So verwundert es nicht, dass die meisten Patientinnen und Patienten, die eine Ausnahmeerlaubnis von der Bundesopiumstelle zur Verwendung von Cannabisblüten aus der Apotheke erhalten haben, bereits vorher im Rahmen einer Selbstmedikation festgestellt hatten, dass die Droge ihre Symptome und Erkrankungen lindert. Die Ausnahmeerlaubnisse führten dazu, dass diese Behandlung nunmehr von Ärzten begleitet wurde. Die Erlaubnis erfolgte ausdrücklich für eine „ärztlich begleitete Selbsttherapie“. 

Zwei Jahren nach Inkrafttreten des Gesetzes können wir feststellen, dass die Zahl der Patienten, die Cannabis und cannabisbasierte Medikamente vom Arzt verschrieben bekommen, deutlich zugenommen hat. Die Zahl der Patienten, die eine Kostenübernahme durch Ihre gesetzliche Krankenkasse besitzen, wird heute auf etwa 15.000 geschätzt. Hinzu kommt eine unbekannte Zahl von Patienten, die ihre Medikamente selbst bezahlt. Die Diskrepanz zwischen dem hohen Bedarf und der realen, zwar deutlich gestiegenen, aber dennoch noch recht geringen Zahl ärztlich behandelter Patienten, lässt erahnen, dass die illegale Selbstmedikation weiterhin die vorherrschende Therapie mit Cannabis in Deutschland darstellt. 

Dies liegt unter anderem daran, dass es bei Ärzten und Krankenkassen Indikationen gibt, die eher als mit Cannabis therapiebedürftig betrachtet werden als andere. So sind Patienten insbesondere bei psychischen Erkrankungen, wie Depressionen, Zwangsstörungen und ADHS weiterhin weitgehend auf sich gestellt. Aber auch viele Erkrankungen, wie etwa Reizdarm oder Tinnitus, werden kaum als therapiebedürftig mit Cannabis betrachtet, weil klinische Studien fehlen oder sie nicht als schwerwiegend betrachtet werden.

Dr. med. Franjo GrotenhermenPrivatärztliche Praxis

Am Mildenweg 65
9602 Rühten 

Tel.: 0 29 52 - 97 08 573

E-Mail an Franjo Grotenhermen

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Vortrag: 09.00 Uhr | Torsten Passie (Hannover)


»Psycholytische Therapie mit MDMA und LSD: Illegalisierte Drogen als Hilfsmittel psychotherapeutischer Behandlung«

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Vortrag: 09.45 Uhr | Rüdiger Holzbach & Annette Fornalczyk


»Zur Akzeptanz des Suchtbegriffes bei psychosomatischen Patienten mit langjähriger Benzodiazepinverschreibung«

Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung psychischer Erkrankungen ist ein gemeinsames Krankheitskonzept von Behandler und Patienten. Dies ist in der Regel nicht gegeben, wenn psychosomatische Patienten und das Suchthilfesystem aufeinandertreffen. 

Ein Großteil dieser Patientengruppe tut sich bereits schwer mit einer psychischen Verursachung ihrer somatischen Beschwerden und empfinden eine psychische Ursache ihrer Erkrankung fast als Beleidigung. Sucht wird als eine selbstverschuldete Erkrankung angesehen. Häufig hört man dann: „Ich bin vielleicht abhängig, aber nicht süchtig ,,,, ich habe die Tabletten doch nicht zum Spaß genommen, sondern weil ich sie verschrieben bekommen habe“. Deshalb ist es vor allem bei Patienten mit einer sogenannten Niedrigdosis-Abhängigkeit wesentlich günstiger, diese Begrifflichkeiten zu vermeiden. Um eine Motivation zur Abdosierung zu erzeugen, ist das Konzept der Nebenwirkungen im Verlauf (5-Phasen-Modell) wesentlich günstiger.

Annette Fornalczyk

Rüdiger Holzbach
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Chefarzt der Klinik für Psychiatrie am Klinikum Hochsauerland
St. Johannes Hospital in Arnsberg. 

Springufer 7
59755 Arnsberg

Tel.: 0 29 32 - 980-243 701
E-Mail an Rüdiger Holzbach

Präsentation als PDF zum Download

 

Vortrag: 11.15 Uhr | Natalia Smilowski (Dortmund)


»Krankheitsverständnis und Heilmethoden bei Alkohol-und Drogenkonsum in postsowjetischen Ländern«

Die Behandlung einer Erkrankung ist wesentlich vom Verständnis dieser Erkrankung abhängig. Rauschmittel begleiten Menschheit seit ihrer Entstehung. Aufgrund kultureller Besonderheiten haben verschiedene Völker eigenen Umgang mit Rauschmitteln und Folgen der entstandenen Abhängigkeit entwickelt.  

In unserer Zeit der Globalisierung gleichen sich stetig die Konzepte der Behandlung von Suchterkrankungen in verschiedenen Ländern an. Nichtdestotrotz exerzieren immer noch einige Unterschiede. Dieser Vortrag setzt sich mit Methoden der Behandlung von Alkohol- und Drogenkonsum in postsowjetischen Ländern auseinander. Dabei werden die Effektivität, die Wirkungsmechanismen und die Nebenwirkungen der in diesen Ländern verbreiteten zahlreichen alternativen Behandlungsmethoden betrachtet.  

Natalia Smilowski - M. Sc. Psychologin
Depressionsstation
LWL-Klinik Dortmund

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Vortrag: 11.45 Uhr | Martin Reker (Bielefeld)


»Warum der Krankheitsbegriff im Community Reinforcement Approach entbehrlich ist: Zur tatkräftigen Ermutigung von Menschen, die die Kontrolle über sich selbst verloren haben«

Am Ende des diesjährigen Kongresses soll versucht werden, die verschiedenen Aspekte des aktuellen Verständnisses von Sucht als einer Krankheit miteinander zu verbinden. In der Verhaltenstherapie, speziell im Community Reinforcement Approach, wird Sucht zunächst einmal als ein Verhalten verstanden, dass das Subjekt beeinflussen kann. Abhängig vom Stand der Entwicklung muss die betroffene Person unterschiedlich viel Energie aufbringen, um tatsächlich Kontrolle über das zur Sucht gewordene Verhalten auszuüben. Das wiederum hat nur eine Chance, wenn diese Person auch bereit ist, Verantwortung für sein Verhalten zu übernehmen. Der defizitorientierte Krankheitsbegriff ist dafür wenig hilfreich. 

Der Vortrag wirbt dafür, sich vom traditionellen Krankheitsbegriff nicht daran hindern zu lassen, den Süchtigen als für sich verantwortliches Subjekt anzusprechen. So soll ihm/ihr die Kraft, der Mut und der Optimismus zugesprochen werden, der notwendig ist, um zu einer autonomen, selbstbestimmten und sinnstiftenden Lebensweise zurückzufinden.

Dr. med. Martin Reker
Leitender Arzt - Abt. f. Abhängigkleitserkrankungen
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bethel 

Remterweg 69/71
33617 Bielefeld

Tel.: 05 21 – 772-786 51
E-Mail an Martin Reker

Präsentation als PDF zum Download



 

Workshop II | Annette Fornalczyk (Lippstadt)


»Zur Behandlung von Benzodiazepinabhängigkeit bei komorbiden Patienten«

Im Wechselspiel zwischen Annette Fornalczyk als Betroffene und Dr. Holzbach als Arzt, wird der Weg in die Medikamenten-Abhängigkeit aufgezeigt und woher die Motivation und die Kraft für einen Ausstieg aus dem Dilemma Verstärkung von Beschwerden beim Abdosieren und ansonsten steigenden Tablettenbedarf kommen kann. Beide schildern aus ihrer jeweiligen Erfahrung und Fachlichkeit (Expertin für die eigene Erkrankung und Fach-Experte) typische Schwierigkeiten und Lösungsansätze.

Rüdiger Holzbach
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Chefarzt der Klinik für Psychiatrie am Klinikum Hochsauerland
St. Johannes Hospital in Arnsberg. 

Springufer 7
59755 Arnsberg

Tel.: 0 29 32 - 980-243 701
E-Mail an Rüdiger Holzbach



 

Workshop III| Sven Speerforck (Greifswald)


»Selbststigmatisierung suchtkranker Menschen: Wie Menschen geholfen werden muss, die den Glauben an sich verloren haben«

Die Stigmatisierung von Menschen mit Suchterkrankungen scheint ein zentrales Element unseres Umgangs mit Suchterkrankungen zu sein. Ausgrenzung und Abwertung scheinen weit verbreitete Strategien zu sein, mit der unangenehmen Realität einer Suchterkrankung umzugehen. In dem Workshop soll kurz das Greifswalder Memorandum „Das Stigma von Suchterkrankungen verstehen und überwinden“ vorgestellt werden und davon ausgehend diskutiert werden: 

- Wo findet Stigmatisierung statt? 
- Wie wird Stigmatisierung von Betroffenen, aber auch von Profis und Angehörigen erlebt? 
- Wie funktioniert Selbststigmatisierung und was sind die fatalen Konsequenzen?
- Was könnten Experten (per Erfahrung/Ausbildung) und aktuell betroffene konkret unternehmen? 
- Was ist hilfreich, was nur selbstgefällig? 

Nach einem Input-Vortrag soll der Workshop vor allem dem Austausch und der Entwicklung neuer Ideen dienen, wie Selbststigmatisierung speziell von Menschen mit Suchterkrankungen überwunden werden kann und was für (strukturelle) Hilfen hierzu nötig sind.



Dr. med. Sven SpeerforckUniversitätsmedizin Greifswald 
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie 

Ellernholzstraße 1-2
17475 Greifswald 

Tel.: 0 38 34 - 86-69 65 
E-Mail an Sven Speerforck

 

Workshop IV | Michael Huppertz (Bielefeld)


»Rauchen: Disease oder Lifestyle: Zur Gleichberechtigung der Raucher in der Suchttherapie.«

Seit Verbreitung des Rauchens in Europa bis heute polarisiert der Tabakkonsum die Menschen. In der Auseinandersetzung zwischen Befürwortern und Gegnern des Rauchens wurden unzählige moralische Fehden und ethische Feldzüge ausgetragen. In den letzten Jahrzehnten wurden zum Schutz der Nichtraucher umfangreiche Rauchverbote durchgesetzt. Raucher hingegen wurden kaum dabei unterstützt, ihre Sucht zu überwinden. Die Tabakentwöhnung spielt in der Suchthilfe eine untergeordnete Rolle. 

Im Workshop zur Gleichberechtigung der Raucher in der Suchtherapie wollen wir uns mit den folgenden Fragen auseinandersetzten:

- Was unterscheidet also den Raucher von anderen Suchtkranken?
- Welche Krankheitskonzepte gibt es?
- Was spricht für, was spricht gegen eine Gleichbehandlung des Rauchens in der Suchtherapie?
- Welche Rolle spielt das Rauchen bei psychisch kranken Menschen und in der Psychiatrie?
- Welche Unterstützungsangebote gibt es bereits und wie können wir sie nutzen?

Dr. Michael Huppertz
Facharzt für Neurologie
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Leiter der Tagesklinik am Königsweg
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Betehl

Königsweg 5
33617 Bielefeld 

Tel.: 05 21 - 772-785 40
E-Mail an Michael Huppertz



 

Workshop V | Frank Gauls (Bielefeld)


»Verirrt im ›second life‹: Über die Behandlung medienabhängiger Patienten mit den Mitteln der Suchttherapie«

Die PC- bzw. Internetnutzung hat vor allem bei jüngeren Menschen, aber auch in der Allgemeinbevölkerung in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Studien berichten von mehr als 1 Millionen problematischen, bzw. pathologischen PC- / Internetnutzern. Laut DAK gibt es 300.000 Jugendliche die von WhatsApp, Instagram und Co süchtig seien und weitere 465.000 die problematisch gamen.

Doch wo hört der Spaß auf? Und muss man die PC-/ Internetnutzung überhaupt als Suchterkrankung verstehen? Diese Fragestellungen sollen im Workshop erarbeitet werden.

Vorgestellt wird auch, wie PC- /Internetnutzung erfolgreich behandelt werden kann und welche Ansätze aus der Suchtarbeit dabei hilfreich oder auch hinderlich sind.

Frank GaulsLeiter der Ambulanten Suchthilfe Bethel 
Fachstelle Sucht| Fachstelle Glücksspielsucht

Gadderbaumerstraße 33
33602 Bielefeld

Tel.: 05 21 - 772-787 69 
E-Mail an Frank Gauls

 

Workshop V | Frank Gauls (Bielefeld)


»Verirrt im ›second life‹: Über die Behandlung medienabhängiger Patienten mit den Mitteln der Suchttherapie«

Die PC- bzw. Internetnutzung hat vor allem bei jüngeren Menschen, aber auch in der Allgemeinbevölkerung in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Studien berichten von mehr als 1 Millionen problematischen, bzw. pathologischen PC- / Internetnutzern. Laut DAK gibt es 300.000 Jugendliche die von WhatsApp, Instagram und Co süchtig seien und weitere 465.000 die problematisch gamen.

Doch wo hört der Spaß auf? Und muss man die PC-/ Internetnutzung überhaupt als Suchterkrankung verstehen? Diese Fragestellungen sollen im Workshop erarbeitet werden.

Vorgestellt wird auch, wie PC- /Internetnutzung erfolgreich behandelt werden kann und welche Ansätze aus der Suchtarbeit dabei hilfreich oder auch hinderlich sind.

Frank GaulsLeiter der Ambulanten Suchthilfe Bethel 
Fachstelle Sucht| Fachstelle Glücksspielsucht

Gadderbaumerstraße 33
33602 Bielefeld

Tel.: 05 21 - 772-787 69 
E-Mail an Frank Gauls





 

Workshop VI | Carl-Ernst von Schönfeld (Bielefeld)


»Mad or bad: Sind Straftaten unter Substanzeinfluss als Ausdruck krankhaften Verhaltens eher entschuldbar als Taten in nüchternem Zustand?«

In diesem Workshop wollen wir neu über die alte Frage nachdenken, wie es mit der Verantwortung für Straftaten aussieht, die jemand unter Substanzeinfluss begangen hat. Nicht nur die juristischen und medizinischen Blickwinkel, sondern auch interkulturelle und philosophische Aspekte können hier zum Verständnis beitragen. 

Das Einbringen eigener Fälle, Fragen und Antworten ist erwünscht.

Dr. med. Carl-Ernst von Schönfeld
Leiter der Tagesklinik Bethel Forensische Fachambulanz Bethel

Gadderbaumerstraße 31
33602 Bielefeld

Tel.: 05 21 - 772-787 40 
E-Mail an Dr. med. Carl- Ernst von Schönfeld

 

Workshop VII | Nina Meseke (Bielefeld)


»Ist Ko-Abhängigkeit eine Krankheit?«

Der Begriff der Ko-Abhängigkeit wird an vielen Stellen innerhalb und außerhalb des professionellen Suchthilfesystems genutzt, als wäre es eine Krankheit. 

Aber- was meinen wir eigentlich, wenn wir von Ko-Abhängigkeit sprechen? Gibt es Verhaltensweisen im Umgang mit Suchtkranken, die man per se als gestört oder krankhaft einstufen müsste? Wie sollte man sich Suchtkranken gegenüber richtig verhalten?  Schadet man Suchtkranken, wenn man Ihnen zu viel hilft? 

Muss man sich selbst als gestört betrachten, wenn man einen suchtkranken Menschen liebt, vielleicht schon zum wiederholten Mal? Oder sind Partner von suchtkranken Menschen selbst besondere Menschen, die besondere Eigenschaften und Fähigkeiten mitbringen, um mit Suchtkranken umzugehen?

In welchem Kontext professioneller Suchtarbeit ist es sinnvoll, das Konzept der Ko-Abhängigkeit zu nutzen? Steckt im Begriff selbst nicht vielleicht schon eine Stigmatisierung, indem den ko-abhängigen Partnern die Schuld an der Aufrechterhaltung der Suchterkrankung der Betroffenen zugeschrieben wird? Was brauchen Angehörige, Verwandte, Bezugspersonen und Dienstleister von suchtmittelabhängigen Patienten für einen konstruktiven hilfreichen Umgang?

Gemeinsam mit Ihnen möchte ich mich all diesen Fragen und denen, die Sie selbst mitbringen, in einem möglichst interaktiven Workshop widmen!

Nina Meseke
Dipl.-Psychologin, Psychologische  Psychotherapeutin
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bethel 

Remterweg 69/71
33617 Bielefeld 

E-Mail an Nina Meseke

 

Workshop VIII | Jessica Wagner (Berlin)

»Zur Diagnostik des fetalen Alkoholsyndroms im Erwachsenenalter«

Es soll zunächst ein Überblick über die Diagnostik Fetaler Alkoholspektrum-Störungen im Erwachsenenalter gegeben werden. Hierzu werden international verschiedene Diagnostik-Leitlinien und Diagnosesysteme verwendet. Diese sollen kurz erläutert und gegenübergestellt werden. Der Schwerpunkt liegt auf dem 4-Digit-Diagnostik Code zur Ermittlung der 4 Kernaspekte der Diagnostik: Wachstumsstörungen (Größe und Gewicht), Gesichtsauffälligkeiten, Strukturelle und funktionelle Auffälligkeiten des Zentralen Nervensystems, die Alkoholanamnese in Bezug auf die Schwangerschaft.

Im Anschluss an den Überblick soll die Anwendung anhand von Fallbeispielen in Gruppenarbeit weiter vertieft und im Plenum diskutiert werden. Dabei sollen auch die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Diagnostik im Kindesalter versus Erwachsenenalter sowie an die Diagnostik anschließende Empfehlungen herausgearbeitet werden. Die Möglichkeiten und Grenzen der Erhebung eines neuropsychologischen Profils bei Patienten soll anhand von Beispielen besprochen werden. Der Ablauf einer FASD-Ambulanz soll abschließend anhand unserer Erfahrungen in der FASD-Ambulanz im KEH vorgestellt und diskutiert werden. Zudem soll Raum für eigene Fragestellungen möglich sein. 

Jessica Christine Wagner, Dipl.-Psych. 
M.A.Psychologische Psychotherapeutin/ Verhaltenstherapie 
Psychiatrische Institutsambulanz am Behandlungszentrum für psychische Gesundheit bei Entwicklungsstörungen
Bereich FASD-Ambulanz/ Station P07 

Herzbergstr. 79
10365 Berlin 

Tel.: 030 / 5472-4917 bzw. 4956
E-Mail an Jessica Wagner

 

Workshop IX | Viktor Brakowski & Thomas Riediger


»Das Bild vom Süchtigen aus christlicher Perspektive«

Der christliche Glaube begegnet dem Süchtigen in einem Spannungsfeld. Auf der einen Seite steht die Verantwortung des Einzelnen für sein Handeln. Auf der anderen Seite steht die barmherzige Hinwendung durch die christliche Gemeinschaft, besonders aber durch den dreieinigen Gott, zum Süchtigen. Somit muss die hilfesuchende Person auf der einen Seite Schuld und Sünde im eigenen Leben erkennen, auf der anderen Seite darf sie Hilfe und Beziehung erleben, ohne die der Ausstieg nicht zu schaffen ist. Genau in dieses Spannungsfeld hinein stellt sich das Hilfsangebot der Gefährdetenhilfe Bad Eilsen e.V. Auf der Grundlage eines sinn-, werte und beziehungsorientierten Ansatzes, der sich an einem biblischen Welt- und Menschenbild orientiert, versucht die Gefährdetenhilfe Bad Eilsen e.V. durch familiäre Wohngemeinschaften ein Umfeld zu bieten, in dem ein 

Viktor Brakowski
Leiter der Gefährdetenhilfe Bad Eilsen e.V. 

Arensburger Str. 9 – 9 c
31707 Bad Eilsen

Tel.: 0 57 22 - 81 422
E-Mail an Viktor Brakowski

Thomas Riediger
Gefährdetenhilfe Bad Eilsen e. V.

Arensburger Str. 9 – 9 c
31707 Bad Eilsen

Tel.: 0176 - 20 43 20 70
E-Mail an Thomas Riediger

 

Workshop X | Wolfram Kämmer (Bielefeld)


»Einführung in den CRA«

Die Teilnehmenden des Workshops erhalten zunächst einen Überblick über die Entwicklung, die Funktionsweise und die Wirksamkeit des CRA. Anschließend werden die einzelnen CRA-Module und ihre Anwendung im Behandlungskontext vorgestellt. Alle Teilnehmenden erhalten einen kompletten Satz CRA-Arbeitsblätter und haben dann die Möglichkeit, exemplarisch gemeinsam mit einem Behandlungsmodul zu arbeiten. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Vermittlung der besonderen Behandlungs-Philosophie von CRA, die unter anderem die Rolle des Therapeuten neu definiert und sich damit von tradierten Ansätzen der Suchttherapie deutlich unterscheidet.

Wolfram Kämmer
B.Sc. Klinischer Pflegeentwickler / ANP
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bethel

Gadderbaumerstraße 33
33602 Bielefeld

Tel.: 05 21 - 772-786 66 
E-Mail an Wolfram Kämmer



 

Workshop XI | Werner Terhaar (Münster)


»Zum Umgang mit der Experimentierfreudigkeit jugendlicher Drogenkonsumenten«

Der Umgang mit psychotropen Substanzen ist unbestritten eine Kulturkompetenz. Wie andere Kulturtechniken muss jeder Mensch auch das Konsumieren psychotroper Substanzen im Laufe seiner Entwicklung erlernen. Und zum Lernen gehört immer auch das Ausprobieren, Erfahrungen machen, Scheitern und Erfolgreich sein dazu. Für Erwachsene ist es häufig nicht leicht zu unterscheiden zwischen unproblematischem Konsum, Problemkonsum, Missbrauch und Abhängigkeit bei Jugendlichen. 

Nicht zuletzt auch deshalb, weil natürlich auch Professionelle bei der Risikoabschätzung des Konsumverhaltens Jugendlicher mehr oder weniger durch ihre eigenen Erfahrungen im Umgang mit psychotropen Substanzen geprägt sind. Auch ist natürlicherweise immer eine fürsorgliche Grundhaltung beim Umgang mit Jugendlichen erforderlich, was es manchmal schwer auszuhalten macht, den problematisch erlebten Konsum bei Jugendlichen zu akzeptieren. Daher ist es umso wichtiger, einen rationalen Blick auf das Konsumverhalten Jugendlicher zu werfen um Risiken und Chancen der jugendlichen Experimentierfreudigkeit angemessen einschätzen zu können und riskante Entwicklungen erkennen zu können. Hierzu soll der Workshop beitragen.

Im Rahmen des Workshops soll auch der Bogen gespannt werden von Erkennen problematischen Konsums zu den Möglichkeiten, die das Konzept des CRA für die Arbeit mit jungen Menschen bietet, wo aber auch die Grenzen liegen. 

Methodik: Kurzer Einführungsvortrag zur Problematik „Substanzkonsum und Entwicklungsaufgaben in der Adoleszenz, Lust oder Last?“, Vorstellung von CRA Werkzeugen, die an die Bedürfnisse Jugendlicher angepasst sind; intensiver kollegialer Austausch und Diskurs.

Werner Terhaar
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie 
Alexianer Münster GmbH 

Alexianerweg 9
48163 Münster 

Tel.: 0 25 01 - 966 21 311
E-Mail an Werner Terhaar